Chronik

Chronik 1961

Ãœberblick

In der Nacht vom 12. auf den 13. August gab Walter Ulbricht als SED-Parteiführer und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR den Befehl zur Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin. Im Einverständnis mit der Sowjetunion, wenige Tage zuvor in Moskau eingeholt, und mit Rückendeckung der sowjetischen Truppen in der DDR wird das letzte „Schlupfloch" versperrt, durch das der Parteidiktatur noch zu entkommen ist: Am frühen Morgen des 13. August beginnen bewaffnete Grenzpolizisten mitten in Berlin das Straßenpflaster aufzureißen. Mehr
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    • 4. Juni

      1961

    • 6. Juni

      1961

      Washington: Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten berichtet John F. Kennedy in einer Rundfunk- und Fernsehansprache über den „sehr umfassenden und offenen Meinungsaustausch" mit Chruschtschow in Wien. Mehr
    • 6. Juni

      1961

      In Ost-Berlin wertet das SED-Politbüro das Treffen Chruschtschows mit Kennedy in Wien aus und beschließt, einen „deutschen Friedensplan" zu entwerfen, der in der ersten Juliwoche von Walter Ulbricht in der Volkskammer vorgestellt werden soll.

      Daneben erörtert das Politbüro das Ergebnis der Regierungsverhandlungen zwischen der DDR und der UdSSR über Wirtschaftsfragen, bei denen die sowjetische Seite einer Erhöhung ihrer Warenlieferungen an die DDR zugestimmt, den Kreditrahmen der DDR dafür erweitert und das Versprechen gegeben hat, im Falle eines Abbruchs der Handelsbeziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten zusätzliche Hilfe bei der Versorgung mit Materialien für den Zeitraum zu gewähren, der für die Umstellung der Industrie der DDR erforderlich ist.

      Im Politbüro kursiert dazu ein Papier, das die Motive der sowjetischen Seite erhellt. Danach hat der stellvertretende sowjetische Ministerpräsident Anastas Mikojan ausgeführt, dass man sich gegenüber Westdeutschland einen Bankrott der DDR nicht leisten dürfe.

      Die DDR sei das Land, „in dem sich entscheiden muss, (...) dass der Kommunismus auch für Industriestaaten die höhere, bessere Gesellschaftsordnung ist". Mikojan: "Wenn der Sozialismus in der DDR nicht siegt, wenn der Kommunismus sich nicht hier als überlegen und lebensfähig erweist, dann haben wir nicht gesiegt. So grundsätzlich steht für uns die Frage. Deshalb können wir auch bei keinem anderen Land so herangehen. Und das ist auch der Grund, dass die DDR bei Verhandlungen oder bei Krediten an erster Stelle steht." Anlage Nr. 2 zum Protokoll Nr. 24 vom 6. Juni 1961 der Sitzung des Politbüros des Zentralkomitees der SED weniger anzeigen
    • 7. Juni

      1961

      Luftaufnahme des Notaufnahmelagers. Es besteht aus mehreren, rechtwinklig zueinanderstehenden, dreigeschossigen Wohnblöcken mit Flachdächern.
      Im Notaufnahmelager Marienfelde in West-Berlin berichtet ein 31-Jähriger: „Wir, meine Frau und ich, beide wissenschaftliche Assistenten am Institut für X der Hochschule Y, besaßen nie eine marxistische Einstellung und waren aus diesem Grunde in unserer beruflichen Weiterentwicklung stets gehemmt. Mehr
    • 11. Juni

      1961

      Ost-Berlin: Das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland" veröffentlicht den Wortlaut des Memorandums zur Deutschland- und Berlinfrage, das Chruschtschow dem amerikanischen Präsidenten am Ende der Gespräche in Wien überreicht hat (siehe 3./4. Juni 1961). Erst jetzt erfährt die Öffentlichkeit von Chruschtschows neuem Ultimatum und seiner unverhüllten Drohung, in sechs Monaten gegen West-Berlin vorzugehen. Mehr
    • 12. Juni

      1961

      Ost-Berlin: In einem Interview mit William Randolph Hearst, dem Chefredakteur einer amerikanischen Nachrichtenagentur, zur gegenwärtigen politischen Situation in Deutschland, beantwortet Ulbricht dessen schriftlich eingereichte Fragen im Sinne des sowjetischen Memorandums zum Abschluss eines Friedensvertrages mit Deutschland und der Umwandlung West-Berlins in eine Freie Stadt. Mehr
    • 15. Juni

      1961

      Walter Ulbricht steht in der Bildmitte und spricht in das vor ihm stehende Mikrofon. Rechts und links neben ihm sitzen drei Männer, die in Unterlagen blättern. Im linken Bildhintergrund sind DDR-Fahnen drapiert.
      Auf einer internationalen Pressekonferenz im Haus der Ministerien in Ost-Berlin begrüßt der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht vor 300 Journalisten die sowjetischen Vorschläge für einen Friedensvertrag und verlangt eine Neutralisierung West-Berlins. Er bestreitet, dass die DDR die Absicht habe, in Berlin eine Mauer zu errichten, fordert die Schließung der Flüchtlingslager in West-Berlin und die Umleitung des gesamten zivilen Flugverkehrs auf den Ost-Berliner Flughafen Schönefeld.
      Internationale Pressekonferenz des Staatsrats- Vorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht, in Ost-Berlin, 15. Juni 1961
    • 15. Juni

      1961

      Chruschtschow resümiert in einer Rundfunk- und Fernsehansprache die Begegnung mit dem amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy in Wien. Er betont den sowjetischen Wunsch nach einer „ehrlichen Abrüstung" mit gleichen Bedingungen für alle Staaten. Vollständige Abrüstung und strenge Kontrolle in allen Etappen bezeichnet Chruschtschow als Grundvoraussetzungen für das Zustandekommen einer internationalen Einigung. Mehr
    • 16. Juni

      1961

      Ost-Berlin: „Ulbricht verlangt volle Lufthoheit – DDR will Berlin-Frage und Flüchtlingsproblem gleichzeitig lösen", überschreibt Annamarie Doherr ihren Bericht über Ulbrichts Pressekonferenz in der "Frankfurter Rundschau". Mehr
    • 16. Juni

      1961

      Westliche Politiker reagieren an diesem und den folgenden Tagen auf die Ansprache des sowjetischen Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow vom 15. Juni 1961: Der britische Außenminister Lord Home sagt in Chicago, die Berlin-Krise sei nichts anderes als eine Folge davon, dass der Kommunismus in der Sowjetzone im fairen Wettbewerb mit der freien Gesellschaft versagt habe. Der französische Außenminister Couve de Murville warnt in Genf den sowjetischen Außenminister Gromyko vor den ernsten Folgen, die jeder Versuch der Ulbricht-Regierung haben müsste, die westlichen Zugänge nach Berlin zu sperren.
    • 16. Juni

      1961

      Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Heinrich Krone, hält sich zu politischen Gesprächen mit der französischen Regierung in Paris auf. In seinem Tagebuch berichtet er über sein Gespräch mit dem französischen Staatspräsidenten: Mehr
    • 17. Juni

      1961

      Bonn: In dem diesjährigen Aufruf des Kuratoriums Unteilbares Deutschland zum 17. Juni heißt es: „Einheit und Freiheit, unter dieses Wort ist der 17. Juni 1961 gestellt. Es ist ein Appell an das deutsche Volk, sich zu Berlin und zu unseren Landsleuten jenseits des Eisernen Vorhanges zu bekennen. Es ist ein Appell, der Welt zu beweisen, daß der moralische Widerstand gegen die Zerreißung unseres Vaterlandes und die Unterdrückung von Millionen unserer Mitbürger stärker und nicht schwächer wird. In einem Augenblick, da die freien Völker und ihre namhaften Vertreter entschiedener denn je für Berlin eintreten, ist es die Pflicht jedes Deutschen, für Einheit und Freiheit zu demonstrieren." Mehr
    • 17. Juni

      1961

      Ost-Berlin: In einem 19-seitigen internen Brief fordert Walter Ulbricht im Auftrag des SED-Zentralkomitees von den 1. Sekretären der Bezirks- und Kreisleitungen der SED eine „Änderung der Arbeit". Um die DDR politisch und ökonomisch als „Bastion des Friedens" zu stärken, sei von allen Partei- und Staatsorganen eine „angestrengte, zielgerichtete politisch-ökonomische Arbeit" zu leisten. Es gebe nur einen Grundsatz: „Maßstab für die Änderung der Arbeit ist die Erfüllung des Volkswirtschaftsplans in allen seinen Teilen und die Störfreimachung der Wirtschaft. Es ist notwendig, einen entschiedenen Kampf gegen die Republikflucht zu führen." Mehr
    • 18. Juni

      1961

      Washington: Die Ständige Viermächte-Arbeitsgruppe für die Deutschlandfrage in Washington, in der die USA, Großbritannien, Frankreich und die Bundesrepublik vertreten sind, tritt im amerikanischen Außenministerium zu einer ihrer geheimen Beratungen zusammen. Die Sitzung ist von Presseberichten überschattet, wonach insbesondere zwischen den USA und Großbritannien erhebliche Differenzen in der Berlin-Frage bestünden.
    • 18. Juni

      1961

      Moskau: In der sowjetischen Hauptstadt ist in den von der Partei gesteuerten Medien eine breit angelegte Aktion von Zustimmungserklärungen zu den von Ministerpräsident Chruschtschow in seiner Rundfunk- und Fernsehansprache vom 15. Juni entwickelten außenpolitischen Gedanken angelaufen. Mehr
    • 19. Juni

      1961

      In Washington nehmen John McCloy, der Sonderbeauftragte von Präsident Kennedy für Abrüstungsfragen, und der stellvertretende sowjetische Außenminister Valerian A. Sorin informelle Gespräche über Verfahrensfragen künftiger Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion auf. Die Verhandlungen sind seit dem Sommer 1960 unterbrochen.
    • 19. Juni

      1961

      Der Berliner Regierende Bürgermeister und SPD-Kanzlerkandidat Willy Brandt weist erneut die sowjetischen Pläne zur Umwandlung West-Berlins in eine „Freie Stadt" zurück. Es werde nie zugelassen werden, so Brandt, dass Berlin zur „vogelfreien" Stadt werde, weil dies der erste Schritt zur Einverleibung der Stadt in das totalitäre SED-Regime sei.
    • 20. Juni

      1961

      In Ost-Berlin tagt das SED-Politbüro, zehn Stunden lang. Ulbricht informiert die Politbüro-Mitglieder und -Kandidaten, dass sie die deutsche Übersetzung der russischen Niederschrift des Gespräches von Chruschtschow und Kennedy beim Leiter des Büros des Politbüros einsehen dürfen, Kopien werden ihnen nicht ausgehändigt. Mehr
    • 21. Juni

      1961

      Moskau: Zum 20. Jahrestag des Überfalls Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion hält der sowjetische Ministerpräsident Nikita Chruschtschow im Kreml eine Rede. Darin fordert er erneut den Abschluss eines Friedensvertrages und prangert die „westdeutschen Revanchisten" an, die sich den sowjetischen Vorschlägen widersetzten. Mehr
    • 22. Juni

      1961

      Washington: Als Antwort auf die Rede Chruschtschows gibt der amerikanische Außenminister Dean Rusk eine Erklärung zur Berlinfrage ab, in der er die Rechtmäßigkeit der westalliierten Präsenz in der Stadt unterstreicht. „Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten haben bestimmte grundsätzliche Verpflichtungen zum Schutze der Freiheit der Bevölkerung von Westberlin übernommen; westliche Streitkräfte sind rechtmäßig in der Stadt und bleiben dort, um diese Freiheiten zu schützen." Mehr
    • 23. Juni

      1961

      Das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland" veröffentlicht den "Aufruf an alle Genossenschaftsbäuerinnen und Genossenschaftsbauern, Landarbeiter und Traktoristen, an alle Mitglieder der in der Nationalen Front vereinigten Parteien und Massenorganisationen, an die örtlichen Volksvertretungen, ihre Räte und deren Mitarbeiter, an die gesamte Dorfbevölkerung". Darin wenden sich das ZK der SED, der Ministerrat der DDR und das Präsidium des Nationalrats der Nationalen Front an die gesamte Landbevölkerung der DDR mit der Aufforderung, alle Rückstände in den Feldarbeiten, die durch die ungünstige Witterung entstanden sind aufzuholen und alle Kräfte für die Einbringung der Ernte anzuspannen. Mehr
    • 24. Juni

      1961

      Unter dem Druck der anhaltend schlechten Zahlungsbilanz erwägt die Londoner Regierung eine Überprüfung der Devisenkosten für die britischen Truppen in der Bundesrepublik. Dies meldet die Deutsche Presseagentur. Die „Financial Times" hat am Vortag dazu geschrieben: „Es ist offensichtlich jetzt beabsichtigt, den Deutschen vorzutragen, dass Großbritannien nicht weiterhin den gegenwärtigen Anteil an Militärkosten tragen kann und dass es angesichts der jeweiligen Lage der britischen und der westdeutschen Wirtschaft unvernünftig wäre, dies zu erwarten."
    • 24. Juni

      1961

      Als „großen Nervenkrieg", der an Intensität alle diplomatischen Aktionen der letzten Jahre übertreffe, charakterisiert der Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau", Karl Gerold, die gegenwärtige Auseinandersetzung zwischen Ost und West. Mehr
    • 25. Juni

      1961

      Die Uneinigkeit der Westmächte in der Deutschlandfrage beunruhigt den britischen Premierminister Harold Macmillan. Seiner Ansicht nach scheint die öffentliche Meinung vor allem in Frankreich und den Vereinigten Staaten mehr und mehr durch Unnachgiebigkeit gegenüber der Haltung der Sowjetunion geprägt zu sein. In sein Tagebuch schreibt er: „Über das Berlin-Problem könnten wir in ein Desaster schlittern – in eine schreckliche diplomatische Niederlage oder (aus kompletter Unfähigkeit) in einen nuklearen Krieg."
    • 26. Juni

      1961

      Der NATO-Generalsekretär Dirk Stikker äußert sich während eines Besuchs in der Bundesrepublik über die Haltung der NATO zur Deutschland- und Berlin-Frage: Mehr
    • 27. Juni

      1961

      Ost-Berlin: Walter Ulbricht informiert das SED-Politbüro über seinen Brief an das Präsidium der KPdSU, in dem er die Einberufung einer Tagung des Politisch-Beratenden Ausschusses der Warschauer-Pakt-Staaten „über die organisatorische und politische Vorbereitung des Abschlusses eines Friedensvertrages mit Deutschland" vorschlägt.
    • 27. Juni

      1961

      London: In einer Fragestunde des britischen Unterhauses nimmt Premierminister Harold Macmillan Stellung zu einer Anfrage über Zeitungsmeldungen, denen zufolge er gegenüber Kennedy eine Modifizierung der britischen Haltung in der Berlinfrage angedeutet habe. Mehr
    • 28. Juni

      1961

      Ereignismeldung der West-Berliner Polizei: „Die Lage an der Sektor- und Zonengrenze ist unverändert. Der Interzonenverkehr verlief normal. Mehr
    • 28. Juni

      1961

      Zum vierten Mal innerhalb von zwei Wochen bekundet Ministerpräsident Chruschtschow in Moskau seine Entschlossenheit, mit der DDR einen Separat-Friedensvertrag abzuschließen. Mehr
    • 28. Juni

      1961

      Auf seiner wöchentlichen Pressekonferenz äußert sich der amerikanische Präsident John F. Kennedy in Washington zu den sowjetischen Plänen eines Friedensvertrages: Mehr
    • 28. Juni

      1961

      In Bonn erklärt Staatssekretär Felix von Eckhardt die Bereitschaft der Bundesregierung, der DDR Lebensmittelhilfen zukommen zu lassen. Mehr
    • 29. Juni

      1961

      Der Blick ist vom inneren einer Großküche auf die Essensausgabe gerichtet. Drei Kantinenarbeiterinnen in weißen Kitteln bedienen die dicht an dicht stehenden Menschen auf der anderen Seite der Theke.
      Im Notaufnahmelager Marienfelde in West-Berlin berichtet eine 20-jährige Fotografin über ihre Fluchtgründe: Mehr
    • 30. Juni

      1961

      Zum Ende der 3. Legislaturperiode des Bundestages gibt Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier (CDU) im Namen des Hauses eine Erklärung zur Deutschlandfrage ab, in der er die außenpolitischen Gemeinsamkeiten von CDU und SPD hervorhebt. Der Bundestagspräsident weist zudem darauf hin, dass mehr als 2,6 Millionen Flüchtlinge aus Mitteldeutschland (DDR) mit den Füßen auch für diejenigen abgestimmt hätten, die nicht mehr aus Mitteldeutschland (DDR) weggehen könnten. Mehr
    • Juni 1961

      Im Juni 1961 sind insgesamt 19.198 Menschen aus der DDR und Ost-Berlin in die Bundesrepublik bzw. nach West-Berlin geflüchtet, gut die Hälfte davon sind Jugendliche unter 25 Jahren.
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