Manfred Weylandt: Schreiben der SED-ZK-Abteilung für Sicherheitsfragen an Erich Honecker über den Fluchtversuch und die Erschießung eines Unbekannten
15. Februar 1972
[...]Werter Genosse Honecker!
Am 14. Februar 1972, gegen 23.30 Uhr, stellte der von der Bootskompanie des Grenzregimentes Rummelsburg im Abschnitt Schillingbrücke, Stadtbezirk Friedrichshain, eingesetzte Wachposten auf ca. 50 m Entfernung eine Person fest, die versuchte, durch die Spree schwimmend die Staatsgrenze in Richtung Westberlin zu durchbrechen.
Unter Anwendung der Schußwaffe wurde der Grenzdurchbruch verhindert und der Grenzverletzer vermutlich getötet.
Westberliner Territorium wurde nicht beschossen. Sofort eingeleitete Suchmaßnahmen verliefen bisher erfolglos. Aufgefundene Kleidungsstücke lassen vermuten, daß es sich um eine männliche Person handelt.
Die Suche mit Einsatz eines Tauchers und Schleppnetzen verliefen bisher ergebnislos.
Besondere Handlungen Westberliner Grenzschutzorgane wurden zur Zeit in diesem Abschnitt noch nicht beobachtet.
Mit sozialistischem Gruß
B(...)
P.S. Wie uns soeben mitgeteilt wird, wurde der Grenzverletzer heute um 14.45 Uhr aus der Spree an der Schillingbrücke tot geborgen.
Quelle: BArch, DY 30/2507, Bd. 1, Bl. 86