Todesopfer > Räwel, Hans

Bericht der DDR-Grenztruppen über die Bergung von Hans Räwel

2. Januar 1963

Bericht

über die Suchaktion nach einem unbekannten, vermutlich angeschossenen Grenzverletzer

Am 02.01.1963, 12.00 Uhr, wurde gem. Befehl des Kommandeurs der 1. Grenzbrigade im Abschnitt der V. Grenzabteilung (Osthafen) die Suche nach dem bei der schweren Grenzprovokation am 01.01.1963 vermutlich angeschossenen Grenzverletzer wieder aufgenommen.

An der Suche waren beteiligt:

    - die Tauchergruppe der Feuerwehr Berlin unter Leitung des Oberleutnant M(...)

    - 3 Wasserschutzboote der KPP-Abteilung;

    - 2 Postenpaare der V. Grenzabteilung zur Verstärkung der Grenzsicherung.
Die Suche wurde durchgeführt im Planquadrat 2095/7, Osthafen, rechte Begrenzung Oberbaumbrücke, linke Begrenzung Einmündung Landwehrkanal.

Gegen 17.45 Uhr wurde durch einen Taucher ca. 300 m links der Oberbaumbrücke und ca. 3 m vom westlichen Ufer entfernt (Staatsgrenze) eine männliche Leiche aufgefunden und geborgen. Im Schutze der Dunkelheit, von westlicher Seite unerkannt, wurde die männliche Leiche an Bord genommen. Aus den bei der Leiche befindlichen Papieren wurden folgende Personalien zur Person entnommen:
    Räwel, Hans,
    geb. am 11.12.1941 in Stralsund,
    whft. Berlin-Rahnsdorf, (...),
    Beruf: Bäcker
    beschäftigt bei: Mitropa-Produktionsbetrieb, Berlin N 4, Ackerstraße
Der R. war bekleidet:
    - dunkelgrauer Einreiher Anzug mit weißen Nadelstreifen
    - weißes Oberhemd mit roter Fliege;
    - schwarze Halbschuhe;
    - dunkelgraue kurze Baumwollsocken;
    - rechte Hand schwarzer Lederhandschuh.
Der R. wurde zum Standort des Feuerlöschbootes der VPI Friedrichshain an der Strahlauer Brücke überführt und dort in einem Schuppen abgestellt. Gegen 20.00 Uhr traf dort die MUK Berlin unter Leitung des Leutnant L(...) ein und übernahm Amtshilfe zur Überführung des R. in das Gerichtsmedizinische Institut, Berlin N 4, Hannoversche Straße 6.

Gegen 22.30 Uhr wurde die Leiche in das Gerichtsmedizinische Institut überführt und durch Herrn Professor P(...) äußerlich besichtigt. Professor P. stellte fest, daß der R. an der rechten Halsschlagader (zwischen Ohr und Schulter) eine Schußwunde hatte, die vermutlich zum Tode des R. führte. Im Gerichtsmedizinischen Institut wurde angeordnet, daß die Leiche unverändert bleibt bis zum Eintreffen des Militärstaatsanwaltes der 1. Grenzbrigade und der BV am 03.01.1963. Auf Grund des völligen Gefrierens der Leiche war eine Taschendurchsicht nicht möglich und es wurde angeordnet, daß die Leiche aufzutauen ist (Zeitdauer des Auftauens ca. 12 – 15 Stunden).

Während der Zeit der Bergungsarbeiten gab es folgende feindliche Handlungen:

13.12 Uhr bis 14.00 Uhr
    Beobachtung durch 3 Duepo von der Oberbaumbrücke in Richtung Osthafen.
13.27 Uhr bis 14.10 Uhr
    1 Zöllner beobachtet vom Kühlhaus in Richtung Osthafen.
13.30 Uhr und 14.05 Uhr
    jeweils 1 Hubschrauber fliegt entlang des westlichen Ufers aus Richtung Landwehrkanal in Richtung Oberbaumbrücke. Flughöhe ca. 150 m.
14.30 Uhr bis 16.10 Uhr
    stand auf WB Ufer das Westfernsehen ohne Filmaufnahmen durchzuführen.
Während der Zeit der Taucharbeiten waren außer den beobachteten und genannten feindlichen Handlungen keine anderen Handlungen im Bereich des abzusuchenden Geländes festzustellen.

Die bei der Leiche gefundenen Personalpapiere wurden durch den Genossen Major H(...) übernommen.

Gegen 20.00 Uhr wurden die zusätzlichen Sicherungskräfte abgezogen.

Durch den Fotografen der III. Grenzabteilung wurde die Leiche fotografiert.

- Oberleutnant - S(...)

Quelle: BArch, VA-07/16930, Bl. 58-60
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