Siegfried Noffke, erschossen an der Berliner Mauer: MfS-Treffbericht über die Bespitzelung der Tunnelbauer
20. Juni 1962
TreffberichtTreff mit KP "Pankow" am 20.6.1962 von 11.00 – 11.45 Uhr im Wagen durchgeführt: Drabandt, Plüschke
Der GI bat telefonisch um Durchführung des Treffs. Sie berichtete über ihr Zusammentreffen mit (...) an der Staatsgrenze am 19.6.1962 um 20.30 Uhr folgendes:
Sie suchte gemeinsam mit der Frau des (...) gegen 20.10 Uhr die Staatsgrenze an der Korsörerstraße auf.
Gegen 20.35 Uhr erschien der (...) auf dem auf Westbeliner Seite gelegenen Baum. Gleichfalls auf dem Baum erschien mit (...) eine weitere männliche Person, bei der es sich, wie der "Pankow" etwas später feststellen konnte, vermutlich um einen gewissen Noffke handelt.
[...]
Es kam angesichts der Angaben des (...) angenommen werden, daß das entdeckte Loch vor dem Neubau auf demokrat. Seite zu dem Tunnel gehört, den (...) und seine Kumpane anlegen.
Die KP fragte, ob das Bauen zügig voran ginge. Dies bejahte der (...). Er teilte mit, daß er gegenwärtig krankgeschrieben ist. Die KP schlußfolgerte, daß (...) am Tage am arbeitet. Möglich sind auch Schwierigkeiten bei der Beschaffung des Baumaterials, welches vorher von dem (...) beschafft und finanziert wurde. Darüber ist jedoch nichts konkretes bekannt.
[...]
Danach beobachtete (...) die Straße während Noffke das bewußte Päckchen über die Staatsgrenze warf.
Es enthielt neben einigen Zigaretten zwei Briefe. Der eine stammt von (...) und wurde am 13.6.1962 geschrieben. Sein Inhalt ist, da er aus dem Tunnelbau ausschied überholt. Der Brief befindet sich im Anhang.
Der zweite Brief war von (...) geschrieben. Er enthielt folgende Angaben:
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Bis S-Bhf. Plänterwald, Galileystraße 28
Frau (...) (Bild)
Mittwochabend (sie ist zu Hause)
Nicht sagen was wir machen, sondern nur, daß sie ihre wichtigsten Papiere zusammensuchen soll und sich für einen bestimmten Tag bereithalten soll. Es ist alles klar.
Kopenhagener Straße 68 (jüngere Frau mit Kind) (...), (Noffke)
Schicken Mittwochabend Kurier nach Koppenhagener 68, Frau (...).
Er teilte ihr mit, daß er von dem (...) und ihrem Mann geschickt wurde und morgen abend Besuch bei ihr einträfe. Die (...) war nach Meinung der KP über die ganze Angelegenheit unwissend. Sie zeigte keine Lust, sich an einem Grenzdurchbruch zu beteiligen und hatte offensichtlich Angst. Besonders wegen des Umstandes, daß sie den Grenzdurchbruch mit ihrem einjährigen Kind unternehmen soll. Sie mißtraute auch der KP etwas.
[...]
Im Brief befand sich ein Bild der (...). Dieses wird fotokopiert und noch heute dem IM zurückgegeben. Den Brief des (...) behielt der IM, da er in wahrscheinlich für den Besuch bei der (...) und bei der (...) braucht. Das Bild von der (...) soll gewissermaßen als Erkennungszeichen für die (...) dienen.
Nächster Treff:
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1. Kurztreff am 20.6.1962, 15.30 Uhr zwecks Bildübergabe
2. Treff nach Notwendigkeit am 20. Oder 21.6.1962 Vereinbarung telefonisch.
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1. Bild der (...) fotokopieren
2. Beobachtung des Kuriers am 20.6.1962 einleiten. Seine Personalien dabei feststellen lassen
3. Aufklärung der (...) durch Abt. VIII
4. Aufklärung der (...) durch IM "Hartmut"
5. Die (...) nach Anlaufen des IM "Pankow" beobachten lassen durch Abt. VIII
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1. (...) am 20.6.1962 ab 17.30 Uhr aufsuchen Rücksprache mit Kurier führen
2. (...) danach aufsuchen Bestellung des (...) ausrichten und im Bericht eingeführte Fragen zu klären suchen.
Quelle: BStU, MfS, BV Berlin, AIM 3870/91, Bd. 2, Bl. 47-50