Todesopfer > Frank, Horst

Abschlussbericht der DDR-Grenzpolizei über den Fluchtversuch von Horst Frank

29. April 1962

Abschlußbericht

zum versuchten Grenzdurchbruch am 29.04.62 gegen 0.30 Uhr

Gegen 00.30 Uhr versuchte der Bürger Frank, Horst geboren am 07.Mai 1942 in Lommatzsch Kreis Meißen, wohnhaft in Berlin-Weißensee, Smetanastraße 21 die Grenze 200 m nördlich der Klemkestraße vom Neuen Steg aus in Richtung Westberlin zu durchbrechen.

Sachverhalt:

Die eingesetzten Posten, Postenführer Feldwebel F(...) und Posten Soldat G(...) erkannten vom Postenbereich am Vereinssteg , am Graben in Richtung Neuer Steg eine männliche Person, welche in den Graben gleitete. Die eingesetzten Posten begaben sich im Laufschritt in dieser Richtung und Postenführer Feldwebel F(...) rief den Grenzverletzer an, der sich bereits aus dem Graben heraus in Richtung Drahtsperre eilig bewegte.

Da dieser den Anruf nicht befolgte, gab F. einen Zielschuß ab. Da die Posten ein weiteres Gleiten beobachteten, gab der Posten Soldat G(...) 4 Zielschüsse ab und der herbeigeeilte Nachbarposten Gefreiter K(...) zwei weitere Zielschüsse ab. Daraufhin blieb der Grenzverletzer zwischen dem 2. und 3. Zaun liegen.

Der durch die Schüsse und Nachbarposten alarmierte Stützpunkt unternahm sofort folgende Maßnahmen:
    1. Einsatz der Reservegruppe zur Abriegelung. Siehe Skizze.

    2. Unterleutnant M(...), Oberfeldwebel L(...) und Oberfeldwebel Al(...) begaben sich sofort zum Tatort und führten die Bergung des verletzten Frank durch.

    3. Verständigung des Rettungsdienstes über die VP-Inspektion Pankow, welche einen Sankra der Feuerwehr einsetzte.

    4. Überführung des verletzten Frank in Begleitung von Oberfeldwebel A(...) in das VP-Krankenhaus.

    5. Einsatzgruppe 2 des Präsidiums der VP-K-Dauerdienst VP-Revier 6 Keibestraße (Leutnant F(...)) übernimmt weitere Bearbeitung.
Handlungen des Gegners:

Während der Abgabe der Schüsse zur Festnahme des Grenzverletzers, wurde durch einen westberliner Bereitschaftspolizisten vom Bahndamm aus, in Richtung des Gefreiten K(...) zweimal geschossen.

Nach Aussagen des Gefreiten K(...) gingen die Schüsse über das Grenzgebiet. Bei dem Bereitschaftspolizisten handelt es sich vermutlich um den Brückenposten der Klemkestraße. Gegen 01.00 Uhr erscheinen am Tatort auf westlichem Gebiet, 2 franz. Jeep, 1 MTW der Bereitschaftspolizei und 1 Fstw. mit ca. 20 Personen. Dabei werden folgende Handlungen beobachtet:

Ableuchten des Grenzgebietes mit Scheinwerfern, vermutlich um die Person zu suchen, unsere Handlungen zu erkennen und Fotoaufnahmen vom Tatort zu tätigen.

Da gegen 00.50 Uhr die Handlungen auf unserer Seite abgeschlossen waren, konnten keine Angaben in die Hände des Gegners gelangen. Gegen 01.30 Uhr verließen die obengenannten Personen das Grenzgebiet in Richtung Westberlin.

Handlungen des Grenzverletzers:

Der Bürger Frank, Horst durchkroch vom Neuen Steg aus, den Drahtzaun des 100 m Streifens. Dabei durchkroch er das eingesetzte Signalgerät und weiter in Richtung Graben. Die Genossen, die die Bergung durchführten, fanden Fr. in der S-Rolle zwischen 2. und 3. Zaun verfangen vor.

Ergebnis einer durchgeführten Durchsuchung seiner Papiere: Frank war im Besitz einer Musterungsbescheinigung vom 23.03.62. In den Unterlagen wurde eine Adresse gefunden, (...) Berlin (...) Ein weiterer Zettel mit dem Vermerk: XII 521 085, S(...)(Oberfähnrich) Chateau Zetelkem (vorgesehen Kultusmia.) Eine weitere Adresse : Koblenz, (...)

Gegen 06.00 Uhr kehrte Oberfeldwebel A(...) zur Dienststelle zurück und teilte mit, daß der Bürger Frank gegen 04.00 Uhr an den Folgern der Verletzung verstorben ist.

Art der Verletzung : 1 Bauch-Lungenschuß und 2 Oberarmschüsse.

Entschluß:
Gewährleistung der Benachrichtigung der Angehörigen.
Übergabe der mitgeführten Papiere an die zuständigen Organe.
Veränderung des Einsatzes der Signalgeräte.


Kommandeur der I. Grenzabteilung - Major - (...)

Quelle: BArch, VA-07/8461, Bl. 6-8
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