Todesopfer > Schmiel, Dorit

Abschlussbericht der DDR-Grenzpolizei über den Fluchtversuch von Dorit Schmiel, Detlef T., Eberhard B., Dieter B. und Brigitte K.

19. Februar 1962

Abschlussbericht

Betr.: Versuchter Grenzdurchbruch im Abschnitt B 150 m südlich Wilhelmsruher Damm am 19.02.1962 gegen 01.40 Uhr.

I. Sachverhalt:

Am 19.02.1962 gegen 01.40 Uhr verscuhten nachstehend aufgeführte 5 Personen im Abschnitt B 150 m südlich vom Wilhelmsruher Damm die Staatsgrenze zu überschreiten.

Personalien:
    a) B(...), Dietrich
    geb. (...) 1939 in (...)
    wohnhaft: (...)
    Beruf: Kraftfahrer, verheiratet 2 Kinder
    Westverwandschaft: Vater in Reinickendorf

    b) T(...), Detlef
    geb. am (...) 1941 in (...)
    wohnhaft: (...)
    Beruf: Fräser im VEB Schleifmaschinenwerk Köpenick
    Westverwandschaft: 3 Tanten in Westberlin
    Mutter in Westdeutscjland

    c) K(...), B(...)
    geb. am (..) 1941 in (...)
    wohnhaft: (...)
    Beruf: ohne, beschäftigt im VEB Wattefabrik als Fließbandarbeiterin (ist schwanger)

    d) Schmiel, Dorit
    geb. am 25.04.1941 in Berlin
    wohnhaft: Bln.-Niederschönhausen, (...)
    Beruf: Industriearbeiterin, arbeitet als Schneiderin
    (ist die Verlobte des T(...))

    e) B(...), E(...)
    geb. am (...) 1945 in (...)
    wohnhaft: (...)
    Beruf: Schüler, 3. Oberschule Niederschönhsn.
(Die in der Spitzenmeldung angegebenen Personalien der Grenzverletzer waren aufgrund ungenauer Übermittlung vom Stützpunkt zum OpD zum Teil unrichtig)

Die Grenzverletzer bewegten sich an angegebener Stelle in gebückter Haltung in Richtung Staatsgrenze.

Die Handlung der Grenzverletzer wurde begünstigt durch den Ausfall einer Lampe der Grenzbeleuchtung.

Zu dieser zeit waren auf Posten 2 (Friedhof Wilhelmsruh 150 m nördlich vom Nordgraben) die Genossen Postenführer gefreiter K(...) und Posten Gefreiter D(...) eingesetzt.

Gefreiter D(...) bemerkte die Grenzverletzer seine Beobachtung dem Postenführer mit. Dieser befahl ihm einen Grenzdurchbruch durch Anwenden der Schußwaffe zu verhindern, da ein Anrufen auf die bestehende Entfernung von 200 m nicht möglich war.

Gefreiter D(...) lief auf die Grenzverletzer zu und gab einen Warnschuß ab. Da die Grenzverletzer darauf nicht reagierten und den Graben des Grenzsicherungssystems bereits überschritten hatten, gab er aus einer Entfernung von 150 m gezielte Feuerstöße, insgesamt 9 Schuß, auf diese ab, worauf die Grenzverletzer in Deckung gingen.

Auf Posten 1 (Wilhelmsruher Damm () waren die Genossen Postenführer Gefreiter B(...) und Posten Sold. K(...) eingesetzt. Genosse B(...) bemerkte gegen 01.40 Uhr die Grenzverletzer als sie sich bereits auf dem 100 m Streifen befanden. Er lief in die Richtung der Staatsgrenze, um den Grenzverletzern den Weg abzuschneiden. Während dieser Zeit wurde vom Posten 2 der Warnschuß abgegeben.

Da sich die Grenzverletzer daraufhin weiter bewegten gab er 2 gezielte Schüsse und sein Posten Gen. R(...) 3 gezielte Schuß auf diese ab. Genosse B(...) lief auf die Grenzverletzer zu und forderte sie zum Aufstehen auf. 4 Personen kamen dieser Aufforderung nach, diese wurden von Sold. R(...) und Gefr. D(...) zum 3. Zaun zurückgeführt und bewacht.

Durch das gezielte Feuer wurde die Schmiel, Dorit und der B(...), Eberhardt verletzt. Erstere erhielt einen Bauchschuß und der B(...), Eberhard einen Lungensteckschuß. Gefreiter D(...) erhielt den Befehl den Stützpunkt über die Lage telefonisch zu informieren und einen Rettungswagen für die verletzten anzufordern. Gefr. B(...) begab sich zu der verletzten Schmiel zurück und transportierte sie mit Hilfe des Gefr. K(...) zum Wilhelmsruher Damm und leistete ihr erste Hilfe.

Die vom Stützpunkt des Abschnittes B (VEB Bergmann-Borsig) eingesetzte Reservegruppe traf kurz nach der Festnahme der Grenzverletzer im Postenbereich ein und übernahm die zusätzliche Sicherung der Postenbereiche 1 und 2.

Die Uffz. M(...) und S(...) transportierten die unverletzten Festnahmen (B(...), Dietrich, - T(...) Detlef, - und K(...), Brigitte) nach dem Stützpunkt A (Blankenfelde) wo diese vom Aufklärungsoffizier der I. Grenzabteilung, Hauptmann E(...), vernommen wurden. Auf seinen Entscheid wurden diese 3 Festnahmen der VPI Pankow übergeben.

Kurz nach Eintreffen der Reservegruppe traf auch der Sankra des VEB Bergmann – Borsig am Wilhelmsruher Damm ein.

Die Verletzten (Schmiel und B(...)) wurden durch Oberfeldwebel M(...) ins VP-Krankenhaus Berlin abtransportiert.

Nach Angaben des VP-Krankenhauses Berlin ist die Schmiel, Dorit ihrer Verletzung erlegen, wogegen beim B(...), E(...) keine Lebensgefahr besteht.

II. Schlußfolgerungen:

Der verhinderte Grenzdurchbruch wird vor dem gesamten Personalbestand der Abteilung ausgewertet.

Der Sold. R(...) wurde vom Kommandeur der I.G zum Gefreiten befördert.

Alle 4 handelndden Posten werden zur Auszeichnung mit der Medaille für vorbildlichen Grenzdienst eingereicht.

- Hauptmann – S(...)

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