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Bericht der West-Berliner Schutzpolizei über die Lage an der Sektoren- und Zonengrenze, Vorkommnisse auf S- und Reichsbahngelände und sonstige Ereignisse von politischer Bedeutung für den Monat November 1962

Bericht der West-Berliner Schutzpolizei über die Lage an der Sektoren- und Zonengrenze, Vorkommnisse auf S- und Reichsbahngelände und sonstige Ereignisse von politischer Bedeutung für den Monat November 1962

Anlage 1

S 1 – 1/62

Berlin, den 6. Dezember 1962
App. 2921

B e r i c h t
über die Lage an der Sektoren- und Zonengrenze, Vorkommnisse auf S- und Reichsbahngelände und sonstige Ereignisse von politischer Bedeutung für den Monat November 1962


A) Lage an der Sektoren- und Zonengrenze

I. Allgemeines

Im Monat November 1962 haben sich keine besonders schwerwiegenden Zwischenfälle ereignet.

Grepo schossen in

6 Fällen auf Flüchtlinge und in
25 Fällen aus unbekannter Ursache.

Dabei wurde – soweit der Schutzpolizei bekannt – vermutlich ein Flüchtling angeschossen.

II. Im einzelnen

1. Vermutlich angeschossener Flüchtling

Am 19.11.1962, gegen 03.40 Uhr, gaben Grepo in Baumschulenweg, in Höhe Wegastr., ca. 30 MP-Schüsse auf 2 Flüchtlinge ab. Während die männliche Person unverletzt West-Berliner Gebiet erreichte, wurde die weibliche Person vermutlich in den Arm getroffen und von Grepo festgenommen.

2. Taucheraktion an der Marschallbrücke

Am 12.11.1962 führten 4 Vopo-Boote und ein Taucher von 12.00 – 14.00 Uhr zwischen der Kronprinzen- und Marschallbrücke eine Suchaktion durch.

Hierbei wurde gegen 13.25 Uhr, ca. 30 m westlich der Marschallbrücke, ein ca. 1,50 m langer und ca. 60 cm breiter, vermutlich in einer Zeltbahn eingewickelter Gegenstand geborgen, von 2 Vopo zu einem Pkw gebracht und abtransportiert.

Die Art des Gegenstandes bzw. ob es sich um eine Leiche gehandelt hat, konnte nicht festgestellt werden.

3. Interzonen- und Sektorengrenzverkehr

Nach schutzpolizeilichen Unterlagen sind an der Sektoren- und Zonengrenze 29 und im Interzonenverkehr 39 Personen von den bewaffneten Organen des Sowjetzonenregimes festgenommen worden.

(Aufstellung über Kraftfahrzeug- und Fußgängerverkehr siehe Anlage.)

4. Arbeiten an den Grenzsperren

Die Bautätigkeit an der Sektoren- und Zonengrenze hielt an. Anzahl der an der Sektoren- und Zonengrenze festgestellten

baulichen Anlagen mit Schießscharten = 204,
Beobachtungstürme = 127,
Lautsprecher = 233.

5. Flüchtlinge

Nach schutzpolizeilichen Feststellungen flüchteten im November 100 Personen, davon 8 Angehörige der bewaffneten Organe des Sowjetzonenregimes, nach West-Berlin.

6. Versuchte Fluchthilfe durch Tunnelbau

Nach polizeilichen Ermittlungen sollte am 14.11.1962, gegen 21.00 Uhr, an der Zonengrenze Zehlendorf, Neuruppiner Straße, Höhe Leister Weg, der Versuch unternommen werden, mehreren Bewohnern der SBZ die Flucht nach West-Berlin zu ermöglichen. Zu diesem Zweck war ein West-Berliner durch den Tunnel in die SBZ gegangen, um die Flüchtlinge von einem verabredeten Ort abzuholen. Vermutlich nahmen Grepo den West-Berliner und die Flüchtlingsgruppe fest.

Am 27.11.1962, gegen 11.45 Uhr, hörten Polizeibeamte an der Zonengrenze von Zehlendorf, in Höhe des am 14.11.1962 festgestellten Tunnels, in der Nähe der Stacheldrahtzäune zwei Detonationen in der SBZ. Vermutlich wurde der Tunnel gesprengt.

[...]

Quelle: Polizeihistorische Sammlung des Polizeipräsidenten in Berlin
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