„Mordhetze aus der Frontstadt", Neues Deutschland, 2. September 1961
„Mordhetze aus der Frontstadt", Neues Deutschland, 2. September 1961MORDHETZE AUS DER FRONTSTADT
Wir haben in unserer gestrigen Ausgabe mitgeteilt, was für finstere Elemente die beiden Männer waren, die nach dem 13. August unsere Grenze gewaltsam durchbrechen wollten und dabei umkamen: kriminelle Gestalten, die aber immer weiter mit großer Lautstärke und viel Aufwand von Druckerschwärze zu Helden der westlichen Welt emporgehoben werden.
Schon die ungewöhnliche Art des Grenzübergangs, die sie gewählt hatten – sie versuchten schwimmend der Grenzpolizei zu entgehen – deutet darauf hin, daß es sich um Leute mit schlechtem Gewissen handelt. Normale Bürger, die keine Agenten oder Verbrecher sind, pflegen sich an die Gesetze ihres Staates zu halten. Sie fürchten sich auch nicht, den Weg des Genehmigungsverfahrens zu beschreiten und gegebenenfalls die vorgesehenen Übergangsstellen zu benutzen.
Wer aber das Licht scheut, muß damit rechnen, daß ihm auf den dunklen, verbotenen Wegen, die er eingeschlagen hat, etwas passiert. Es ist allgemein üblich, daß Soldaten oder Grenzpolizisten die Grenze eines Staates bewachen. Diese Grenzposten sind überall in der Welt bewaffnet, um eine illegale Überschreitung der Grenze verhindern zu können. Unsere Grenzwachen haben ihre Pflicht getan, als sie gegen Versuche, die Grenze gewaltsam zu durchbrechen, von ihrer Waffe Gebrauch machten. Die Grenzverletzer haben sich bewußt und vorsätzlich in Lebensgefahr begeben und sind darin umgekommen.
Was die Versuche betrifft, aus solchem Gesindel Helden zu machen, so ist uns dieses Verfahren bekannt. Als der Zuhälter Horst Wessel bei der Ausübung seines nicht ungefährlichen Berufs zu Tode kam, wurde er zum geeigneten Objekt nazistischer Heldenverehrung. Warum soll also der Homosexuelle mit dem Spitznamen „Puppe", der in den Humboldthafen sprang, nicht zum Heros der Frontstadt werden? Jeder soll die Helden haben, die er wert ist. Diese Bemühungen, neue Helden der westlichen Welt zu kreieren, mögen in Lächerlichkeit versinken.
Ein empörender „Fall" wurde aus diesen Vorkommnissen erst durch die maßlose Hetze der Frontstadtpolitiker gegen die DDR und gegen die Männer, die treu und zuverlässig an unserer Grenze wachen und den Frieden schützen. In der Frontstadt wurde das Foto eines Kampfgruppenmannes plakatiert, gleichzeitig wurde eine Kopfprämie von 10 000 Mark ausgesetzt. Mit diesem Plakat wird auf die niedrigsten Instinkte spekuliert und eine infame Mordhetze betrieben. In diesem Punkte verstehen wir keinen Spaß. Wir lassen keinen Zweifel daran, daß die Urheber der Mordhetze sich eines Tages werden verantworten müssen.
Die Frontstadt-Störenfriede speien Gift und Galle, und es ist unverkennbar, daß diese Stoffe schon ihren eigenen Verstand trüben. Sonst würden sie nämlich merken, daß ihre Mordhetze gegen Bürger der DDR aufs neue in krasser Weise zeigt: Mit den Frontstadtzuständen ist Schluß zu machen. Die freche Einmischung in die Angelegenheiten der DDR muß aufhören. Westberlin muß eine entmilitarisierte Freie Stadt werden.
Dr. K.
Quelle: Neues Deutschland, 2.9.1961.