Bericht des Verteidigungsministeriums der UdSSR an das KPdSU-Zentralkomitee, 1. September 1961
Bericht des Verteidigungsministerium der UdSSR an das KPdSU-Zentralkomitee, 1. September 1961Geheim
Exemplar Nr. 1
An das ZK der KPdSU
Ich berichte:
- Die Lage in der Deutschen Demokratischen Republik und in Ost-Berlin war während der vergangenen 24 Stunden unverändert.Das Politbüro der SED hat entschieden, zum Ziel der besseren Organisation des Schutzes der Grenzen der DDR, der verbesserten Gefechts- und Politausbildung der Grenzpolizei sowie zur ökonomischeren Verwendung der Kräfte und Mittel ab dem 15. September diesen Jahres die Deutsche Grenzpolizei aus dem Ministerium des Innern herauszulösen und sie dem Ministerium für Nationale Verteidigung zu unterstellen.Der Schutz des Rings um Groß-Berlin und der Sektorengrenze verbleibt weiter bei der Zuständigkeit des Ministerium des Innern. Für die Bewachung werden die 5. Grenzbrigade und die 1. Brigade der Bereitschaftspolizei herangezogen.
- Einheiten der Streitkräfte der West-Berliner Garnisonen setzten ihre Patrouillen mit gepanzerten Mannschaftstransportern und Fahrzeugen entlang der Sektorengrenze und der westlichen Seite des äußeren Rings um Berlin fort.
- Im Bereich des Potsdamer Platzes bewarf eine kleinere Gruppe von West-Berliner Rowdys eine Gruppe von Polizisten der DDR mit Steinen.
- Am 31. August fuhren über den Grenzkontrollpunkt Marienborn von der BRD aus nach West-Berlin:
- um 01.00 Uhr ein Eisenbahntransport der amerikanischen Streitkräfte bestehend aus 26 Waggons (21 Waggons mit Munition, 3 Plattformwagen mit Fahrzeugen, die über Aufbauten verfügten, 2 Waggons für das Begleitkommando).
- von 15.35 bis 17.30 Uhr - drei Autokolonnen (64 Fahrzeuge) mit Einheiten der 3. selbständigen Infanteriekampfgruppe des 6. amerikanischen Infanterieregiments, die am 11. Juli und 6. August aus West-Berlin auf einen Truppenübungsplatz in der Bundesrepublik verlegt hatten.
- Am 31. August um 07.00 Uhr verlegten mit Erlaubnis des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR jeweils ein motorisiertes Schützenbataillon und Versorgungseinheiten der 28. und 29. motorisierten Schützenregimenter der 8. Motorisierten Schützendivision der NVA der DDR aus Berlin in ein Zeltlager in einem Waldgebiet bei Neu-Zittau (südöstliche Umgebung von Berlin).
- Veränderungen in der Gruppierung und Dislokation der Streitkräfte der NATO auf dem Territorium der BRD wurden nicht festgestellt.
- Die Lage bei den Streitkräften der GSSD ist unverändert.
gez.
R. Malinowski
M. Sacharow
1. September 1961
Nr. 80212
Quelle: RGANI, 5/30/367, Bl. 33 f., dok. in: Matthias Uhl/Armin Wagner (Hg.), Ulbricht, Chruschtschow und die Mauer, München 2003, S. 142/43.