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Bericht des Verteidigungsministeriums der UdSSR an das KPdSU-Zentralkomitee, 30. August 1961

Bericht des Verteidigungsministerium der UdSSR an das KPdSU-Zentralkomitee, 30. August 1961

Geheim
Exemplar Nr. 1

An das ZK der KPdSU

Ich berichte:
  1. Die Lage in der Deutschen Demokratischen Republik und in Ost-Berlin war während der vergangenen 24 Stunden unverändert.Einheiten der Streitkräfte der West-Berliner Garnisonen setzten ihre Patrouillen mit gepanzerten Mannschaftstransportern und Fahrzeugen entlang der Sektorengrenze und der westlichen Seite des äußeren Rings um Berlin fort.In West-Berlin ereigneten sich weiterhin Provokationen von profaschistischen und rowdyhaften Elementen, die Angehörige der Grenzpolizei der DDR beschimpften und sie mit Steinen bewarfen, am 29.8. gegen 24.00 Uhr versuchten sie, in der Alexandrinenstraße Grenzsperren zu zerstören. Die Polizei der DDR war gezwungen, Wasserwerfer und Tränengasgranaten einzusetzen.Am 29.8. um 14.10 Uhr erschossen Grenzpolizisten der DDR im Bereich Teltow bei dem Versuch, den dortigen Kanal zu durchschwimmen und nach West-Berlin zu fliehen, den Bürger der DDR Hoff, Roland.

  2. Auf Befehl des Ministers für Nationale Verteidigung der DDR verlegte die 1. Motorisierte Schützendivision der NVA vom äußeren Ring um West-Berlin zu ihren ständigen Stationierungsorten, mit Ausnahme eines motorisierten Schützenregiments, das im Bereich Hennigsdorf verbleibt.

  3. Nach uns vorliegenden Angaben sollte am 29.8. aus dem artillerietechnischen Depot Miesau (50 km nord-östlich von Saarbrücken) eine Autokolonne bestehend aus 21 Fahrzeugen nach Berlin entsandt werden. Im Bereich Miesau besitzen die Amerikaner ein Lager für atomare Munition, die Kolonne wurde unter Beobachtung gestellt.Genosse KONEW, I.S. erhielt die Anweisung, die Kolonne am Grenzkontrollpunkt Marienborn/Helmstedt nicht passieren zu lassen, falls unsere Spezialisten feststellen, daß offensichtlich Atommunition transportiert wird und die Amerikaner dieses bestätigen. Sollten in diesem Fall die Amerikaner jedoch das Vorhandensein von Atommunition unter den Transportgütern verneinen, so ist die Kolonne nach Berlin durchzulassen. Bis 09.00 Uhr des 30.8. traf die Kolonne am Grenzkontrollpunkt Marienborn noch nicht ein.

  4. Veränderungen im Bestand und in der Gruppierung der Streitkräfte der NATO auf dem europäischen Kriegsschauplatz wurden nicht festgestellt.

  5. Die Truppen der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland befinden sich in den zuvor eingenommenen Positionen und sind weiterhin in erhöhter Gefechtsbereitschaft, sie setzen die geplante Ausbildung fort.
gez.
R. Malinowski
M. Sacharow

30. August 1961
Nr. 80187

Quelle: RGANI, 5/30/367, Bl. 31 f., dok. in: Matthias Uhl/Armin Wagner (Hg.), Ulbricht, Chruschtschow und die Mauer, München 2003, S. 141/42.
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