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Bericht des Verteidigungsministeriums der UdSSR an das KPdSU-Zentralkomitee, 26. August 1961

Bericht des Verteidigungsministeriums der UdSSR an das KPdSU-Zentralkomitee, 26. August 1961

Geheim
Exemplar Nr. 1

An das ZK der KPdSU



Ich berichte:

Die Lage in der Deutschen Demokratischen Republik ist unverändert, in Berlin jedoch wie folgt:

Die Entscheidung der Regierung der DDR zur Verschärfung des Kontrollregimes an der Sektorengrenze und besonders zur Errichtung einer 100 Meter Zone auf beiden Seiten der Grenze hat starke Unzufriedenheit seitens der West-Berliner Regierung und der Militärkommandanten der westlichen Sektoren Berlins hervorgerufen. Für die Bewachung der Sektorengrenze auf der Seite West-Berlins wurden vermutlich eine Kampfgruppe der amerikanischen Streitkräfte, ein Bataillon der englischen Streitkräfte sowie ein Bataillon der französischen Streitkräfte, verstärkt mit Panzern, herangeführt.

Mit der erhöhten Bewachung verstärkten sich die Handlungen von rowdyhaften und profaschistischen Gruppen, zu denen sich 100 und mehr Personen an der Sektorengrenze versammelten. Sie skandierten faschistische und antidemokratische Losungen und beleidigten Bürger sowie Angehörige der Polizei und Grenztruppen der DDR. Am 24. August wurden sowjetische Kraftfahrzeuge mit Offizieren der Abteilung Überflüge, Personal des Gefängnisses in Spandau und der Wachablösung für das sowjetische Ehrenmal im Tiergarten mehrmals von amerikanischen, englischen und West-Berliner Polizisten gestoppt. Um die Fahrzeuge versammelten sich rowdyhafte Elemente, die Drohungen gegenüber unseren Offizieren aussprachen und die Bewegung unserer Fahrzeuge zum Ehrenmal behinderten.

Am 24. August gab es weiterhin folgende Fälle von Provokationen und der Verletzung der Ordnung an der Sektorengrenze:
  • um 10.00 Uhr drang ein amerikanischer Soldat im Bereich des Grenzkontrollpunktes Friedrichstraße absichtlich bis zu 40 Meter auf das Territorium der DDR vor;

  • gegen 11.00 Uhr versammelten sich ebenfalls in der Nähe dieses Punktes bis zu 500 West-Berliner, einige von ihnen versuchten, die Sektorengrenze zu verletzen;

  • in der zweiten Tageshälfte versuchte eine Gruppe von asiatischen und afrikanischen Journalisten sich den Grenzsperren zu nähern.
In all diesen Fällen sah sich die Polizei der DDR gezwungen, zur Verhinderung von Unruhen und Verstößen Wasserwerfer einzusetzen. In der Nacht vom 24. zum 25. August eröffneten beim Versuch eines Einwohners Ost-Berlins, den Teltow-Kanal zu durchschwimmen, Polizisten das Feuer. Der Grenzverletzer wurde getötet. In Verbindung mit der an der Sektorengrenze geschaffenen Lage hatten am 24. August die Genossen KONEW, I.S. und PERWUCHIN, M.G., ein Gespräch mit Genosse ULBRICHT, in dessen Ergebnis Genosse ULBRICHT der Polizei der DDR die Anweisung gab, auf jeden Fall an der Sektorengrenze Handlungen zu vermeiden, die zu unerwünschten Zwischenfällen führen könnten. Am Morgen des 25. August veröffentlichten die Zeitungen der Deutschen Demokratischen Republik eine Mitteilung des Ministeriums des Inneren, die betonte, daß sich die Staatsorgane der DDR nicht in die inneren Angelegenheiten West-Berlins einmischen werden. Den West-Berlinern wurde empfohlen, sich von Versammlungen an der Grenze mit provokativem Charakter fernzuhalten.

Am 25. August traf sich der Marschall der Sowjetunion Genosse KONEW, I.S. mit dem Minister für Nationale Verteidigung der DDR Armeegeneral HOFFMANN und richtete dessen Aufmerksamkeit darauf, daß die Truppen der Nationalen Volksarmee keine Handlungen zulassen sollten, die zu einer Verschärfung der Situation führen könnten.
  1. Nach uns vorliegenden Informationen werden im französischen Sektor in den Anlagen der „Napoleon-Kaserne" Vorbereitungen zum Empfang von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen getroffen. Gleichzeitig wird erwartet, daß die französische Garnison um vier Infanteriekompanien verstärkt wird.

  2. Die Truppen der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland befinden sich weiterhin in erhöhter Gefechtsbereitschaft und setzen die geplante Ausbildung fort.

gez.
R. Malinowski
W. Iwanow

26. August 1961
Nr. 80159

Quelle: RGANI, 5/30/367, Bl. 25-28, dok. in: Matthias Uhl/Armin Wagner (Hg.), Ulbricht, Chruschtschow und die Mauer, München 2003, S. 137/38.
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