Schreiben von Oberst Günter Leo, Grenzkommando Mitte, an den Ost-Berliner Oberbürgermeister Tino Schwierzina zum Stand des Abbaus der Grenzsicherungsanlagen, 27. Juli 1990
Schreiben von Oberst Günter Leo, Grenzkommando Mitte, an den Ost-Berliner Oberbürgermeister Tino Schwierzina zum Stand des Mauerabbaus, 27. Juli 1990Abschrift
Grenztruppen
Der Deutschen Demokratischen Republik
Grenzkommando Mitte
- Der Kommandeur -
O.U., den 27.07.1990
Tgb.-Nr.: 432/90
Magistrat von Berlin
Oberbürgermeister
Herr Schwierzina
Rotes Rathaus
Berlin
1020
Sehr geehrter Herr Schwierzina!
Ich gestatte mir, Sie in Durchsetzung des Ministerrats- und Magistratsbeschlusses über den gegenwärtigen Stand des Abbaus der ehemaligen Grenzsicherungsanlagen im Bereich Berlin zu informieren.
Durch die Angehörigen des Grenzkommandos MITTE wurden die Maßnahmen zur Öffnung der Straßenverbindungen zwischen beiden Teilen der Stadt im engen Zusammenwirken mit entsprechenden Firmen von Berlin (West) und Berlin (Ost) termingerecht durchgeführt.
An der Realisierung der Aufgabenstellung, alle ehemaligen Sperranlagen in Berlin bis zum 31.12.1990 abzubauen, wird gegenwärtig zielstrebig gearbeitet. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurden
- 25 % der ehemaligen Grenzmauer abgetragen;
- 65 % der ehemaligen Beobachtungsanlagen abgebaut;
- ca. 95 % des Signalzaunes demontiert;
- 61 % der ehemaligen Hinterlandmauer abgebaut.
Um den Abbau noch zügiger zu gestalten, setze ich ab 13.08.1990 zwei weitere Abbaukommandos mit je ca. 100 Angehörigen der Grenztruppen ein. Das gegenwärtig erreichte Ergebnis ist auch Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit dem „Koordinierungsausschuß Mauerabriß" beim Stadtrat für Bauwesen erzielt worden. Es ist mir ein Bedürfnis, diesen Damen und Herren herzlich Dank zu sagen.
Sehr geehrter Herr Schwierzina!
Ich möchte hiermit nochmals versichern, daß alle Angehörigen des Grenzkommandos MITTE Ihre [sic] Kräfte einsetzen werden, um die gestellten Aufgaben zeitgerecht und mit hohem Niveau zu erfüllen.
Hochachtungsvoll
(Unterschrift)
Leo
Oberst
Quelle: Berliner Mauer-Archiv Hagen Koch