Transportpolizei/Abschnitt Berlin/Abschnittsleiter, Berlin, den 24.08.1961, Betr.: Verhinderter Grenzdurchbruch an der Staatsgrenze unter Anwendung der Schußwaffe, 24. August 1961
Transportpolizei/Abschnitt Berlin/Abschnittsleiter: Verhinderter Grenzdurchbruch an der Staatsgrenze unter Anwendung der Schusswaffe, 24. August 1961Transportpolizei/Abschnitt Berlin
Abschnittsleiter
Berlin, den 24.08.1961
Ra/Er - 7 -
Betr.: Verhinderter Grenzdurchbruch an der Staatsgrenze unter Anwendung der Schußwaffe
Am 24.08.1961 gegen 16.10 Uhr versuchte eine unbekannte männliche Person die Staatsgrenze am Stützpunkt Humboldtufer in unmittelbarer Nähe der Eisenbahnüberführung zu durchbrechen.
Nach Feststellung des Grenzverletzers durch die auf der Eisenbahnbrücke eingesetzten Sicherungskräfte der Transportpolizei wurde dieser mehrmals aufgefordert, stehen zu bleiben. Da er sich im Laufschritt in Richtung Kanal bewegte und nach der 5. Aufforderung nicht stehen blieb, wurden auf Befehl des Gruppenführers VP.-Meister R e i c h e l, durch den
VP.-Meister P l a u l, Herbert
geb: 17.12.1938
Dienstst: Abschnitt Halle, Rev. Merseburg
zwei Warnschüsse fast senkrecht abgegeben.
Der Grenzverletzer reagierte nicht darauf und begab sich über die Ufertreppe ins Wasser, um schwimmend die Westsektoren zu erreichen.
Die Ufertreppe liegt in ca. 40 m Entfernung von der Eisenbahnbrücke in südlicher Richtung.
Nachdem eine MPI-Salve von drei Schuß einige Meter vor dem Grenzverletzer ins Wasser abgefeuert wurde und dieser nicht umkehrte, erfolgte die Abgabe von zwei gezielten Schüssen, worauf der Grenzverletzer unterging.
Der Abschnitt, in welchem sich der Grenzverletzer bewegte, ist bereits Sperrgebiet und wird durch Kräfte der örtlichen Volkspolizei gesichert.
Außerdem sind dort Angehörige der Kampfgruppen zu pioniermäßigen Arbeiten eingesetzt.
Nach den ersten Feststellungen muß der Grenzverletzer schon einige Zeit vorher den Sicherungsbereich beobachtet haben. Er begab sich vermutlich aus dem unmittelbar angrenzenden Gelände der Charité über die Mauer zum Humboldtufer.
Nach Abgabe der Schüsse konnte auf Westberliner Seite beobachtet werden, wie drei Zöllner und drei Zivilisten erschienen, und sich kurze Zeit später ca. 20 - 25 Personen ansammelten.
Da es für diese Personen offensichtlich keine interessanten Beobachtungen gab, entfernten sie sich wieder vom jenseitigen Ufer.
Erst nachdem einige Fahrzeuge der Volkspolizei u.a. Funkwagen und Feuerwehr eintrafen, sammelte sich erneut eine größere Menschenmenge von ca. 250 Personen an.
Es konnte beobachtet werden, daß die Stummpolizei versuchte, diese zurückzudrängen.
Besondere Handlungen wie Fotografieren oder Filmen konnten nicht festgestellt werden.
Die Feuerwehr begann gegen 17.10 Uhr mit den Bergungsarbeiten, und der Grenzverletzer konnte gegen 19.10 Uhr geborgen werden.
Es handelt sich um den
L i t f i n, Günter
geb: 19.1.1937
wohnh: Berlin-Weißensee
Heinersdorfer Str. 32
Beruf: Schneider
Familienstand: ledig
Leiter des Abschnittes Berlin
[Unterschrift]
(Schmeisser)
Oberstleutnant d. VP.
Quelle: Landesarchiv Berlin