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Kowalczuk, Ilko-Sascha: DDR: Opposition und Widerstand

Opposition zwischen Mauerbau und der Biermann-Ausbürgerung 1976:


(Auszug)


In der Geschichte von Opposition und Widerstand bedeutete der Mauerbau einen tiefen Einschnitt. Während bis dahin die eindeutige Ablehnung des Regimes überwog und selbst die sozialistische Opposition für ein einheitliches Deutschland eintrat, verlagerte sich nach dem Mauerbau die Opposition zunächst in scheinbar vorpolitische Felder und Aktionsräume. Obwohl sich die Formen der Repressalien nach 1961 verfeinerten und sich ihrer brachialsten Methoden scheinbar entledigten, nahm die DDR nun viel deutlichere Züge des Orwellschen Überwachungsstaates an. Opposition in den 60er Jahren hieß nun vor allem Kulturopposition, ein Phänomen, das sich im Anschluß an den Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen im August 1968 in Prag und unter dem Eindruck der westeuropäischen und nordamerikanischen Studentenproteste noch deutlicher ausprägte. Vor allem in der Jugend setzte ein Rückzug von Staat und Gesellschaft ein. Man wollte seine Geschicke wieder in die eigenen Hände nehmen und die Grenzen der Diktatur ausloten, indem neue Lebensweisen ausprobiert und praktiziert worden sind. Diese Entwicklung wurde noch durch die scheinbare kulturpolitische Liberalität in der Anfangsphase der Honecker-Ära unterstützt.

Quelle: Werner Weidenfeld/ Karl-Rudolf Korte (Hrsg.), Handbuch zur deutschen Einheit 1949-1989-1999, Bonn 1999, S. 167f.
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