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Willi Born: geboren am 29.7.1950, Selbsttötung bei Entdeckung seiner Flucht am 7. Juli 1970 an der Berliner Mauer (Aufnahme um 1968)
Willi Born, Selbsttötung an der Berliner Mauer: Tod im Wald von Bergfelde, 7. Juli 1970

Willi Born

geboren am 29. Juli 1950
Selbsttötung bei Entdeckung seiner Flucht am 7. Juli 1970


am Außenring zwischen Bergfelde (Kreis Oranienburg) und Berlin-Reinickendorf
In den frühen Morgenstunden des 7. Juli 1970, drei Wochen vor seinem 20. Geburtstag, verlässt Willi Born zunächst unbemerkt seine Einheit. Während er sich bei Bergfelde, nördlich von Berlin, am helllichten Tag ins Grenzgebiet begibt, ist seine Abwesenheit in der Kaserne bemerkt worden.Willi Born, der sechs jüngere Geschwister hat, verbringt seine ersten Kindheitsjahre in Klein-Marzehns im Kreis Belzig. [1] Seine Mutter hat er früh verloren. Dreizehnjährig kommt der Junge für einige Zeit in ein Kinderheim im Kreis Königswusterhausen. Dann lebt er wieder bei seinem Vater, der in zweiter Ehe verheiratet ist. Die große Familie hat inzwischen in Lindow in der Mark Brandenburg eine neue Heimat gefunden. Willi Born absolviert eine Lehre als Agrotechniker und arbeitet anschließend als Traktorist in der LPG in Lindow, in der auch sein Vater beschäftigt ist.
Willi Born, Selbsttötung an der Berliner Mauer: Tatortfoto der DDR-Grenztruppen mit markiertem Fluchtort im Waldstreifen von Bergfelde, 7. Juli 1970
1969 heiratet Willi Born, das junge Paar zieht wenig später nach Velten, einem nördlichen Vorort von Berlin. [2] Den beiden jungen Leuten bleibt jedoch wenig Zeit, sich ein gemeinsames Leben aufzubauen. Denn der 19-Jährige hat seinen Wehrdienst im Motorisierten Schützen-Regiment in Oranienburg abzuleisten, einem Truppenteil der 1. Motorisierten Schützendivision Potsdam der Nationalen Volksarmee. [3]

In den frühen Morgenstunden des 7. Juli 1970, drei Wochen vor seinem 20. Geburtstag, verlässt Willi Born zunächst unbemerkt seine Einheit. Während er sich bei Bergfelde, nördlich von Berlin, am helllichten Tag ins Grenzgebiet begibt, ist seine Abwesenheit in der Kaserne bemerkt worden. Willi Born wird zur Fahndung ausgeschrieben, alle Grenzposten erhalten die Order zur verstärkten Beobachtung. Gegen 10.30 Uhr entdeckt ein Posten den Flüchtenden und gibt einen Warnfeuerstoss ab.

Von mehreren Grenzsoldaten gejagt, sucht Willi Born in einem Waldstreifen Deckung. Dort wird er gestellt. Bevor ein Posten ihn festnehmen kann, schießt sich Willi Born mit seiner Maschinenpistole eine Kugel in den Kopf. Er ist sofort tot. [4]

Willi Born wird von seiner Familie auf dem Friedhof in Lindow beigesetzt. Die Eltern vermuten, dass private Probleme der Auslöser für Flucht und Selbsttötung waren. [5] Die Glückwunschkarte zu seinem 20. Geburtstag, die an die Eltern zurückgeschickt wurde, hat seine Stiefmutter als Erinnerung an Willi Born aufgehoben.

Text: Udo Baron, Maria Nooke

[1] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Kreismeldekartei Oranienburg und Personalausweisantrag vom 20.11.1968, in: Kreisarchiv Oberhavel, sowie Gespräch von Maria Nooke mit Angehörigen von Willi Born, 1. Mai 2010. [2] Standesamt Velten, Eintragung im Heiratsbuch Nr. 3/1969, in: Kreisarchiv Oberhavel. [3] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Abschlussbericht der NVA/Grenzregiment 36/Der Kommandeur über den verhinderten Grenzdurchbruch mit Selbsttötung des Grenzverletzers am 7.7.1970 gegen 10.45 Uhr im GR-36, 7.7.1970, in: BArch, VA-07/17904, Bl. 26-30. [4] Vgl. hierzu Standesamt Hohen Neuendorf, Sterbeeintrag Nr. 117/1970, in: Kreisarchiv Oberhavel. [5] Vgl. Gespräch von Maria Nooke mit Angehörigen von Willi Born, 1. Mai 2010.
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